Zweite Trump-Amtszeit als Risiko? Ölmarkt bleibt angespannt

Am Freitag gaben die Ölpreise erneut leicht nach, da die Bedrohung durch den Hurrikan Rafael für längerfristige Störungen etwas abnahm. Zwar ist weiterhin etwa 20 Prozent der Ölförderung im Golf von Mexiko stillgelegt, jedoch wird erwartet, dass es sich dabei vor allem um kurzfristige Ausfälle handelt.

Trotz dieses Rückgangs steuern die Rohölpreise an den Handelsplätzen ICE und NYMEX auf einen Wochengewinn zu. Gleichzeitig halten die Spekulationen an den Märkten über die möglichen Auswirkungen einer erneuten Präsidentschaft Donald Trumps an. Im Raum steht die Frage, ob er erneut hohe Strafzölle auf chinesische Importe verhängen würde und ob dies im Gegenzug eine massive Expansion der Konjunkturmassnahmen in China auslösen könnte. Peking hat ohnehin bereits umfangreiche Stimuluspakete auf den Weg gebracht.

In China tagte diese Woche der ständige Ausschuss des Volkskongresses, der über zusätzliche fiskalische und wirtschaftliche Massnahmen beriet. Analysten gehen davon aus, dass heute eines der grössten Konjunkturpakete seit der Pandemie angekündigt wird. Es gibt auch Hinweise darauf, dass angesichts eines möglichen neuen Handelskonflikts mit den USA weitere wirtschaftliche Anreize für das kommende Jahr geplant sind.

Ein neuer Handelskrieg scheint nicht abwegig, wenn man Trumps frühere Amtszeit in Betracht zieht. Schon im Wahlkampf hatte er immer wieder die Einführung hoher Zölle auf ausländische Waren gefordert. Die Analysten von Citigroup sehen eine zweite Amtszeit Trumps als nachteilig für den Ölmarkt und gehen davon aus, dass die potenziellen Strafzölle die chinesische Wirtschaft erheblich belasten könnten, wodurch die Nachfrage nach Öl möglicherweise schwächeln würde. Hinzu kommt die Erwartung, dass eine republikanische Regierung die inländische Ölproduktion der USA weiter ankurbeln könnte, was das globale Angebot zusätzlich erhöhen würde.

Die Analysten von Standard Chartered haben jedoch eine andere Sichtweise. Sie erwarten nicht, dass US-Ölproduzenten Trumps Forderung nach einer Steigerung der Bohraktivitäten zwangsläufig nachkommen werden. Allerdings vermuten sie, dass unter Trump die iranischen Ölexporte stärker eingeschränkt werden könnten als unter der Regierung von Biden. Die zukünftigen Entwicklungen bleiben jedoch vorerst spekulativ, da die neue US-Regierung erst im Januar ihre Arbeit aufnehmen wird.

Ähnlich bleibt auch die Situation bei der US-Notenbank Fed, die gestern wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte senkte. Diese Massnahme war von den Anlegern antizipiert und bereits in den Märkten eingepreist. Aufgrund von Trumps wirtschaftspolitischen Plänen wird jedoch ein erneuter Inflationsanstieg erwartet, was im kommenden Jahr zu weiteren Zinserhöhungen führen könnte. Fed-Chef Jerome Powell betonte jedoch, dass die Fed keine Prognosen über die zukünftige Fiskalpolitik machen werde und vorerst an ihrem aktuellen Kurs festhalte. Auf die hypothetische Frage, ob er zurücktreten würde, falls Trump dies verlange, antwortete Powell mit einem klaren Nein.

Insgesamt bleibt die fundamentale Marktlage volatil, da die Unsicherheit über die Auswirkungen einer zweiten Amtszeit Trumps auf den Ölmarkt gross ist. Kurzfristig gibt es Unterstützung durch die Ausfälle infolge des Hurrikans Rafael, mittelfristig bleibt die Nachfrage jedoch fragil, und die Prognose für ein deutliches Angebotsüberangebot bis 2025 bleibt bestehen.

Diese hohe Volatilität spiegelt sich auch in den Inlandspreisen wider. Zwar sind in den frühen Morgenstunden leichte Preisrückgänge im Vergleich zum Vorabend festzustellen, doch im Vergleich zu Donnerstagfrüh gibt es nur marginale Preisveränderungen.

 

Börsendaten 08.11.2024 um 08:34
ICE-Gasoil NOV: 679.00
ICE-Brent JAN: 75.05
NY-Rohöl WTI DEZ: 71.68
US-Dollar/CHF: 0.8730
Rheinfracht nach Basel: 30.00

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