Die Ölmärkte zeigen sich derzeit stark und steuern auf den grössten Wochengewinn seit Anfang Oktober zu. Verantwortlich dafür ist die Eskalation im Ukraine-Konflikt, die die Risikoprämien deutlich in die Höhe getrieben hat. Russland hat am Donnerstag eine neue ballistische Rakete eingesetzt, die potenziell nuklear bestückt werden könnte. Gleichzeitig warnte Präsident Wladimir Putin vor einer globalen Ausweitung des Krieges, die durch die militärische Unterstützung der Ukraine durch die USA und Grossbritannien begünstigt werde. Auch die jüngste Anpassung der russischen Nukleardoktrin trägt zur Verunsicherung bei, obwohl der russische Aussenminister versuchte, die Sorgen vor einer nuklearen Eskalation zu zerstreuen. Experten schätzen, dass die wachsenden Risiken eine Prämie von 3 bis 4 US-Dollar pro Barrel auf die Ölpreise aufgeschlagen haben.
Trotz der umfassenden Sanktionen bleibt Russland einer der führenden Rohöllieferanten weltweit. Die aktuelle Fördermenge wird von Vizepremier Alexander Nowak mit rund 9 Millionen Barrel pro Tag angegeben. Besonders China und Indien kaufen weiterhin russisches Rohöl, das zu vergleichsweise günstige Konditionen auf den Markt kommt. Langfristig steht der Ölmarkt jedoch vor einem möglichen Überangebot, das nach aktuellen Prognosen bis 2025 spürbar werden dürfte. Vor diesem Hintergrund richtet sich die Aufmerksamkeit auf die OPEC+, die in Kürze entscheiden muss, ob die geplante Produktionsausweitung ab Januar wie geplant umgesetzt wird. Angesichts der schwachen Nachfrageentwicklung in China gibt es Spekulationen, dass diese Entscheidung verschoben werden könnte.
Chinas Wirtschaft bleibt weiterhin angeschlagen, trotz zahlreicher Konjunkturmassnahmen und Rettungspakete. Erst gestern kündigte die Regierung neue Schritte an, um den Handel und die Energieimporte zu stabilisieren. Dennoch zeigen sich viele Marktteilnehmer skeptisch, ob diese Massnahmen ausreichen, um eine nachhaltige Erholung der Nachfrage zu bewirken. Der Markt wird derzeit stark von den geopolitischen Entwicklungen geprägt, die auch in der Schweiz ihre Spuren hinterlassen. Die Inlandspreise sind im Vergleich zum Vortag deutlich angestiegen, da die Risikoprämie mit der Eskalation des Konflikts weiter zugenommen hat. Anleger und Verbraucher müssen sich in den kommenden Wochen auf volatile Preise einstellen, da der Ölmarkt weiterhin von Unsicherheit geprägt ist.
Börsendaten 22.11.2024 um 08:34
ICE-Gasoil DEZ: 701.25
ICE-Brent JAN: 74.55
NY-Rohöl WTI JAN: 70.19
US-Dollar/CHF: 0.8870
Rheinfracht nach Basel: 27.00