Die Ölpreise sind zum Wochenbeginn weiter gestiegen. An den internationalen Börsen ICE und NYMEX setzen die Futures ihre Erholung fort, nachdem die US-Märkte am 1. September aufgrund eines Feiertags geschlossen geblieben waren. Ausschlaggebend für die anhaltende Aufwärtsbewegung sind geopolitische Spannungen, Angriffe auf Ölinfrastruktur sowie bevorstehende politische Entscheidungen rund um die OPEC+.
Am frühen Morgen des 2. September notierte der ICE-Brent-Rohölkontrakt für November bei rund 88 US-Dollar pro Barrel – ein Plus von 30 Cent gegenüber dem letzten Schlusskurs. Zuvor war der Kontrakt bereits um 67 Cent gestiegen. Der NYMEX-WTI-Kontrakt für Oktober legte auf 84,95 US-Dollar pro Barrel zu, ein Anstieg um 94 Cent gegenüber dem letzten Handelstag am 29. August. Für den 1. September lag kein US-Schlusskurs vor.
Geopolitische Spannungen belasten Angebotslage
Ein zentraler Treiber für die Preisentwicklung bleibt die angespannte geopolitische Lage. Im Roten Meer meldeten die Huthi-Milizen aus dem Jemen am 1. September den Beschuss eines unter liberianischer Flagge fahrenden Tankschiffs, der Scarlet Ray, mit einer ballistischen Rakete. Der Angriff, laut Huthi-Angaben ein "direkter Treffer", soll Teil ihrer Strategie sein, israelische Seeverkehrsaktivitäten im Roten und Arabischen Meer zu unterbinden. Die Aktion unterstreicht die Unsicherheit auf einer der wichtigsten globalen Schifffahrtsrouten für Öltransporte.
Auch in Russland bleibt die Lage angespannt. Ukrainische Drohnenangriffe haben erneut Infrastruktur getroffen – zuletzt die Raffinerie in Krasnodar mit einer Kapazität von 62.000 Barrel pro Tag. Das durch Trümmer ausgelöste Feuer konnte zwar gelöscht werden, das genaue Ausmaß der Schäden ist jedoch noch unklar. Diese Angriffe reihen sich ein in eine Serie von Drohnenattacken der vergangenen Wochen, die rund 17 % der russischen Raffineriekapazitäten beeinträchtigt haben.
Hinzu kommen neue Risiken aus Afrika: Nach Angriffen auf wichtige Ölanlagen durch paramilitärische Gruppen im Sudan hat das dortige Ölministerium mitgeteilt, dass Anlagen abgeschaltet und Personal evakuiert wurde. Die Exporte der Rohölsorte Nile Blend, die über das Bashayer-Terminal am Roten Meer verschifft wird, sind gefährdet.
Politische Entwicklungen rund um Russland und Indien
Parallel dazu bleiben auch die internationalen Beziehungen ein bedeutender Faktor für den Ölmarkt. Russland, Indien und China haben zuletzt bei einem Treffen in China ihre wirtschaftliche und energiepolitische Zusammenarbeit betont. Am Rande dieses Treffens diskutierten der russische Präsident und Indiens Premierminister Modi über eine Intensivierung der bilateralen Handelsbeziehungen – insbesondere in den Bereichen Energie, Düngemittel und Sicherheit. Indien bekräftigte erneut, weiterhin Öl aus Russland beziehen zu wollen – trotz westlicher Kritik und Sanktionsdrohungen.
Blick auf die OPEC+
Mit Spannung wird das bevorstehende OPEC+-Treffen am kommenden Sonntag erwartet. Dort wird über die Förderpolitik für Oktober entschieden. Nachdem die freiwilligen Kürzungen von 2,2 Mio. Barrel pro Tag seit Sommer vollständig zurückgenommen wurden, erwarten Marktbeobachter keine weiteren Produktionsausweitungen für den Rest des Jahres.
Fazit
Die Ölpreise bewegen sich angesichts vielfältiger geopolitischer Spannungen und Angebotsrisiken auf hohem Niveau. Drohnenangriffe in Russland, Angriffe im Sudan, Unsicherheiten im Roten Meer sowie diplomatische Entwicklungen zwischen großen Ölverbrauchern und -produzenten verstärken die Nervosität am Markt. Gleichzeitig begrenzt die Aussicht auf ein mögliches Überangebot in den kommenden Monaten das Aufwärtspotenzial. Die fundamentale Marktlage bleibt insgesamt neutral mit bullischen und bearischen Einflüssen in Balance.
Börsendaten 02.09.2025 um 09:03 Uhr
ICE-Gasoil SEP: 686.50$
ICE-Brent NOV: 68.52$
NY-Rohöl WTI OKT: 65.01$
US-Dollar/CHF: 0.7990
Rheinfracht nach Basel: 20.50