Ölpreise trotzen wirtschaftlichen Herausforderungen und geopolitischen Spannungen

Im Laufe der Woche haben sich die grossen Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung und die Ölnachfrage zunehmend relativiert, besonders nachdem auch die Aktienmärkte wieder stabiler wurden. Der Auslöser hierfür waren enttäuschende Wirtschaftsdaten aus der Eurozone, China und vor allem den USA, wo die Arbeitslosigkeit im Juli unerwartet stark angestiegen ist.

Die gestern veröffentlichten wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe haben jedoch etwas Entspannung gebracht: Mit 233.000 Anträgen waren es deutlich weniger als in der Vorwoche (250.000) und auch weniger als erwartet (241.000). Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit des Marktes wieder stärker auf fundamentale Meldungen und die geopolitische Lage.

In China hat der Flugverkehr zwar deutlich zugenommen, doch dies hat nur begrenzte Auswirkungen, da der Bedarf an Kerosin mit etwa 960.000 Barrel pro Tag nur einen kleinen Teil des chinesischen Ölmarktes ausmacht. Grösseren Einfluss hat hingegen das Force Majeure für Lieferungen vom Sharara-Ölfeld in Libyen, nachdem die Produktion dort aufgrund von Demonstrationen sukzessive zurückgefahren werden musste.

Schliesslich bleiben noch die Spannungen im Mittleren Osten. Diese haben sich seit vergangener Woche allerdings kaum verändert, da der Iran bislang noch keine Vergeltung für die Ermordung des Hamas-Anführers in Teheran geübt hat. „Ein gross angelegter Vergeltungsschlag des Irans könnte den Rohölpreis in die Höhe treiben, und ich denke, das ist es, worüber sich alle am meisten Sorgen machen“, fasst Analyst Tim Snyder von Matador Economics die Situation zusammen.

Ohne konkrete Versorgungsunterbrechungen dürften die Aufwärtspotenziale der Ölpreise jedoch begrenzt bleiben. Das Ende der Sommersaison steht bevor, und die OPEC+ Gruppe plant, ab Oktober ihre freiwilligen Kürzungen zurückzuführen. Diese Faktoren müssen noch sukzessive eingepreist werden, meint Analyst Gao Jian von Qisheng Futures, der hinzufügt, dass der Markt „nach der jüngsten Korrektur keine allzu grossen Hoffnungen hegen sollte.“

Die Notierungen an ICE und NYMEX bewegen sich heute Morgen im Bereich der Vortageshochs, sodass bei den Inlandspreisen momentan leichte Aufwärtsanpassungen zu erwarten sind.

 

Börsendaten 09.08.2024 um 08:35 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 725.00$
ICE-Brent OKT: 79.12$
NY-Rohöl WTI SEP: 76.21$
US-Dollar/CHF: 0.8662
Rheinfracht nach Basel: 15.50

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