Die Schwankungen an den internationalen Ölbörsen verstärken sich erneut, sodass die Notierungen an ICE und NYMEX heute leicht steigen. Der Londoner Rohölkontrakt überschreitet damit wieder die Marke von 70 Dollar, nachdem er am Vortag um deutliche 1,5 Prozent gefallen war. Während Brent vor seinem vierten Wochenverlust steht, könnte WTI bereits die achte Woche in Folge im Minus schliessen – dies wäre der längste Rückgang seit einem Jahrzehnt.
Die jüngsten Kursverluste wurden durch eine Anpassung der Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) ausgelöst. Aufgrund der eskalierenden Handelskonflikte und der geplanten Fördermengenerhöhung durch die OPEC+ erwartet die IEA einen verstärkten Angebotsüberschuss im laufenden Jahr. Zudem hat die Agentur ihre Nachfrageprognosen nach unten korrigiert: „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, auf denen unsere Ölnachfrageprognosen basieren, haben sich im vergangenen Monat verschlechtert, da die Handelsspannungen zwischen den USA und mehreren anderen Ländern eskaliert sind.“
Ein Ende dieser Handelskonflikte, die insbesondere durch die Politik von US-Präsident Donald Trump verschärft wurden, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Trump zeigt sich weiterhin überrascht von den Gegenmassnahmen der betroffenen Länder und hat nun erneut Strafzölle gegen die EU angedroht. So kündigte er an, Importzölle von bis zu 200 Prozent auf europäische Produkte wie Wein und Cognac zu erheben.
Gleichzeitig äusserte sich der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu einem von den USA vorgeschlagenen Waffenstillstand in der Ukraine. Moskau unterstütze diesen Vorschlag grundsätzlich, stelle jedoch mehrere Bedingungen und betonte die Notwendigkeit weiterer Verhandlungen. Dies deutet darauf hin, dass ein tatsächliches Abkommen noch in weiter Ferne liegen könnte.
Nach Einschätzung des IG-Marktanalysten Tony Sycamore könnte dies auch der Grund sein, warum die USA ihre Sanktionen gegen Russland weiter verschärft haben. „Die zögerliche Zustimmung Russlands zu einem 30-tägigen Waffenstillstandsvorschlag hat die Hoffnungen auf eine schnelle Einigung gedämpft“, so der Experte. „Es scheint, als würden die USA die Sanktionen erst lockern, wenn Russland einem Waffenstillstand endgültig zustimmt.“
Während die neuen Sanktionen gegen Russland und den Iran dem Ölmarkt heute tendenziell positive Impulse verleihen, bleibt die allgemeine Unsicherheit auf den Märkten hoch. Dennoch wird die fundamentale Marktlage zum Wochenende insgesamt leicht bullish eingeschätzt. Ob die Anleger jedoch bereit sind, angesichts der aktuellen Risiken verstärkt auf steigende Kurse zu setzen, bleibt abzuwarten.
Börsendaten 14.03.2025 um 08:47 Uhr
ICE-Gasoil APR: 648.75$
ICE-Brent MAI: 70.51$
NY-Rohöl WTI APR: 67.25$
US-Dollar/CHF: 0.8843
Rheinfracht nach Basel: 29.00