In den vergangenen Wochen haben sich die Rahmenbedingungen an den internationalen Ölmärkten deutlich verändert. Die aktuellen Monatsberichte von EIA, OPEC und IEA zeigen eine klare Tendenz: Das globale Nachfragewachstum wird schwächer eingeschätzt als bisher, während auf der Angebotsseite – insbesondere durch die Lockerung der OPEC+ Förderkürzungen – mit einer Ausweitung der Produktion gerechnet wird.
Die IEA prognostiziert deshalb eine anhaltende Überversorgung, die bereits eingesetzt hat und sich voraussichtlich bis mindestens Ende 2026 fortsetzen wird. Infolge dieser Entwicklungen haben erste Finanzinstitute wie Goldman Sachs und HSBC ihre Preisprognosen für Brent-Rohöl nach unten korrigiert – weitere Herabstufungen durch andere Marktteilnehmer sind wahrscheinlich.
Analysten betonen, dass das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage den Markt belastet. Während eine Erholung an den Finanzmärkten kurzfristig für Preisimpulse sorgen könnte, bleibt der Preis ohne diese Unterstützung wohl im Bereich um 60 USD je Barrel. Politische Unsicherheiten – insbesondere im Umfeld der Trump-Administration – dämpfen zusätzlich die Risikobereitschaft der Anleger.
Auch die Marktstruktur spiegelt die veränderte Stimmung wider: Die bisher vorherrschende Backwardation hat sich abgeschwächt, teilweise zeigt sich bereits eine Contango-Struktur für das Jahr 2026.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die geopolitische Lage im Nahen Osten. Die jüngst begonnenen Atomverhandlungen mit dem Iran könnten, im Falle eines Erfolgs, zu einer Aufhebung von Sanktionen und damit zu einem steigenden Ölangebot führen. Ein Scheitern der Gespräche könnte hingegen geopolitische Spannungen verschärfen und eine deutliche Preisrallye auslösen.
Insgesamt bleibt der Markt volatil. Zwar hat sich die Lage kurzfristig etwas stabilisiert, jedoch ist der fundamentale Ausblick klar negativ. Die langfristigen Prognosen deuten auf ein strukturelles Überangebot hin. Entsprechend ist das Marktumfeld aus fundamentaler Sicht als bearish einzuschätzen. Die aktuellen Kursverluste an den Börsen sind allerdings moderat, weshalb sich auch im Inland nur leichte Preisrückgänge abzeichnen.
Börsendaten 16.04.2025 um 09:06 Uhr
ICE-Gasoil APR: 607.25$
ICE-Brent JUN: 64.18$
NY-Rohöl WTI MAI: 60.81$
US-Dollar/CHF: 0.8144
Rheinfracht nach Basel: 120.00