Handelskonflikt und Zinspolitik im Fokus – Ölpreise zeigen Widerstandskraft

Am Donnerstagmorgen führte die Ankündigung eines Treffens zwischen US-Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zunächst zu einem deutlichen Preisrückgang an den Rohölmärkten ICE und NYMEX. Im weiteren Tagesverlauf konnten sich die Notierungen jedoch wieder erholen, sodass Brent und WTI einen Grossteil ihrer anfänglichen Verluste wettmachten. Die US-Rohölsorte hielt sich dabei weiterhin über der psychologisch wichtigen Marke von 70 Dollar pro Barrel. Nach drei Wochen mit rückläufigen Preisen besteht nun sogar die Möglichkeit, dass Rohöl auf Wochensicht wieder einen Anstieg verzeichnet.

Gegen Ende der Woche sorgten überraschenderweise Nachrichten zu den US-Zöllen für eine leichte Aufwärtsbewegung am Markt. Präsident Trump hatte am Donnerstag neue wechselseitige Zölle auf Waren verschiedener Handelspartner angekündigt und deren Umsetzung in die Wege geleitet. Allerdings bestehen weiterhin Verhandlungsspielräume, sodass eine Einigung noch möglich erscheint. Analyst Yeap Jun Rong von IG erklärte dazu, dass die Verzögerung bei der Einführung der Zölle sowie die Aussicht auf Kompromisse eine gewisse Entspannung an den Märkten bewirken. Dies begünstige eine Erholung der Ölpreise, da die Risikowahrnehmung in Bezug auf Handelskonflikte leicht nachlasse. Demnach dürften die neuen Zölle frühestens Anfang April in Kraft treten, und unter bestimmten Bedingungen könnten betroffene Länder sie möglicherweise noch abwenden.

Die Marktteilnehmer werden nun sowohl die weiteren Entwicklungen im Handelskonflikt als auch die von Trump in Aussicht gestellten Gespräche über eine Beendigung des Ukraine-Kriegs abwarten müssen, bevor sich eine klare Einschätzung zu den Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage treffen lässt. Dabei bleibt ungewiss, wie sich das globale Ölmarktgleichgewicht entwickeln wird, denn die drei massgeblichen Institutionen – EIA, OPEC und IEA – sind sich in ihren Prognosen für das laufende Jahr nicht einig. Während EIA und IEA mit einem Überangebot von rund 0,42 bis 0,45 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2025 rechnen, müsste die OPEC gemeinsam mit ihren Partnern ihre Fördermengen erheblich ausweiten, um ein Defizit zu vermeiden – vorausgesetzt, ihre eigenen Nachfrageprognosen und die Schätzungen zur Produktion der Nicht-OPEC+-Länder treffen zu.

Ein weiterer entscheidender Faktor für die Nachfrageentwicklung bleibt die Zinspolitik der US-Notenbank. Die Federal Reserve setzt ihre Zinssenkungen derzeit aus und zeigt wenig Eile, diese Pause zu beenden. Dies könnte das Wirtschaftswachstum bremsen und damit auch die Ölnachfrage dämpfen, was wiederum einen belastenden Effekt auf die Preisentwicklung hätte.

Trotz dieser Unsicherheiten überwiegt aktuell an den Märkten der Optimismus, dass es trotz der zahlreichen US-Zölle nicht zu einer Eskalation in Form umfassender Handelskriege kommen wird. An den Ölbörsen bewegen sich die Kontrakte heute Morgen in einer engen Spanne nahe den Höchstständen des Vortages, was rein rechnerisch auf ein gewisses Aufwärtspotenzial bei den Inlandspreisen im Vergleich zu gestern hindeutet.

Börsendaten 14.02.2025 um 08:05
ICE-Gasoil MAR: 715.50
ICE-Brent APR: 75.41
NY-Rohöl WTI MAR: 71.63
US-Dollar/CHF: 0.9040
Rheinfracht nach Basel: 19.50

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