Zu Beginn der Woche gaben die Ölpreise nach, nachdem das lange erwartete Briefing des chinesischen Finanzministeriums am Samstag keine neuen, substantiellen Impulse zur Stärkung der Nachfrage brachte. Peking kündigte zwar an, den angeschlagenen Immobiliensektor stärker zu unterstützen und deutete eine Erhöhung der staatlichen Kreditaufnahme an, jedoch wurden konkrete Zahlen für fiskalische Anreize, auf die viele am Markt gehofft hatten, nicht genannt.
Zusätzlich enttäuschten auch die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China. Der Verbraucherpreisindex stieg im September lediglich um +0,4 Prozent und blieb damit hinter den erwarteten +0,6 Prozent zurück. Besonders besorgniserregend war der Rückgang des Erzeugerpreisindex, der im Vergleich zum Vorjahr um 2,8 Prozent fiel – der stärkste Rückgang seit sechs Monaten. Diese Faktoren sorgten in Kombination mit den vagen Aussagen der chinesischen Regierung für einen schwachen Start in die Woche. Marktanalyst Tony Sycamore von IG kommentierte: „Das Briefing des chinesischen Finanzministeriums war eine Enttäuschung. Die Massnahmen, die notwendig wären, um die Abwärtsrisiken für das Wachstum zu beseitigen und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken, fehlen.“
Neben den Entwicklungen in China beobachten die Marktteilnehmer auch die Lage im Nahen Osten genau. Dort wird weiterhin ein israelischer Gegenschlag erwartet, nachdem der Iran vor zwei Wochen als Reaktion auf die Tötung mehrerer Hisbollah-Führer einen Raketenangriff auf Israel durchgeführt hatte. Berichten zufolge hat Israel potenzielle Ziele für einen Angriff auf iranische militärische Einrichtungen und Energieinfrastrukturen ausgewählt. Während Irans Atomanlagen offenbar verschont bleiben sollen, könnte ein Angriff auf Öl- und Gasinfrastrukturen die globale Versorgung erheblich beeinträchtigen, was die Märkte in Unruhe versetzt. Gleichzeitig hat das US-Verteidigungsministerium den Einsatz eines hochmodernen Raketenabwehrsystems in Israel genehmigt und Soldaten zur Bedienung entsandt. Der iranische Aussenminister Abbas Araghchi warnte die USA ausdrücklich davor, ihre Truppen in Israel zu gefährden: „Die USA liefern eine Rekordmenge an Waffen an Israel und setzen nun auch das Leben ihrer Soldaten aufs Spiel.“
Hurrikan Milton, der Ende letzter Woche schwere Schäden in Florida verursachte, beeinträchtigte die Energieinfrastruktur der USA glücklicherweise nicht nennenswert. Zwar gibt es in Florida noch einige Lieferengpässe, die die Nachfrage nach Produkten kurzfristig erhöht haben, doch diese Probleme dürften sich in den kommenden Tagen rasch lösen.
Für weitere Impulse am Ölmarkt wird heute der Monatsbericht der OPEC erwartet, der auf den EIA-Bericht der letzten Woche folgt. Am Dienstag schließt die Internationale Energieagentur (IEA) mit ihrem Bericht die Reihe der bedeutenden Marktanalysen ab. Der OPEC-Bericht wird besonders im Hinblick auf die aktuelle Nachfragesituation sowie die Produktionsdisziplin einiger Mitgliedsstaaten – vor allem des Irak – von Interesse sein.
Obwohl die geopolitischen Risiken im Nahen Osten nicht verschwunden sind, richten sich die Blicke der Investoren aktuell stärker auf die mittel- bis langfristigen Risiken, die vor allem durch die unsichere wirtschaftliche Lage in China bestimmt werden. Skepsis über die Wirksamkeit der jüngsten chinesischen Massnahmen hält an, sodass die fundamentale Situation am Ölmarkt momentan als leicht bearish bewertet wird.
Börsendaten 14.10.2024 um 08:33 Uhr
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