Nachdem die Rohölpreise an den Ölbörsen in den vorhergehenden vier Wochen gestiegen waren, gingen sie in der letzten Woche wieder leicht zurück. Die Tatsache, dass die US-Verbraucherpreisinflation im Juni stärker als erwartet nachliess, konnte den Preisrückgang bei Brent und WTI nicht verhindern, trotz der am Donnerstag veröffentlichten Daten.
Obwohl die Inflationsdaten die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der Fed im September erhöht hatten und auch die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell dahingehend interpretiert wurden, führten mehrere enttäuschende Wirtschaftsdaten aus den USA dazu, dass die Marktteilnehmer eine Zinssenkung bei der übernächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) wieder als wahrscheinlicher einschätzen. Eine frühere Zinssenkung würde sowohl der Konjunktur als auch der Ölnachfrage der USA Auftrieb geben und den Dollar weiter unter Druck setzen, was die in US-Währung gehandelten Ölfutures für Käufer außerhalb der USA günstiger machen würde.
Jedoch stehen im November die nächsten US-Präsidentschaftswahlen an, was die Vorhersagen über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung unsicherer macht. Angesichts des jüngsten Anschlags auf Donald Trump könnten dessen Chancen auf einen Wahlsieg, einigen Experten zufolge, gestiegen sein. Analysten prognostizierten bereits vor dem Attentat, dass ein Wahlsieg des Ex-Präsidenten die Inflation in den USA wieder ankurbeln könnte, da die von Trump geplanten Importzölle vermutlich einen Handelskrieg nach sich ziehen würden. Die Fed müsste in diesem Fall mit mehreren Zinserhöhungen reagieren.
Zusätzlich beeinflussten die geringen Auswirkungen von Hurrikan Beryl auf die US-Ölproduktion im Golf von Mexiko die Rohölpreise negativ. Der Raffineriebetrieb an der US-Golfküste wurde stärker durch den Hurrikan beeinträchtigt als die Offshore-Förderung, da dieser dort Überschwemmungen und Stromausfälle verursachte, die teilweise noch nicht behoben sind.
Auch die Entwicklung der Ölnachfrage in China belastet die Ölfutures eher. Die IEA verwies in ihrem aktuellen Monatsbericht auf einen Rückgang der chinesischen Nachfrage im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal. Daten zum Aussenhandel der Volksrepublik zeigten, dass die Rohölimporte Chinas in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 zurückgingen. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, ob die OPEC+ im Oktober tatsächlich mit der Anfang Juni angekündigten Rückführung der freiwilligen Zusatzkürzungen einzelner Produzenten des Bündnisses beginnen wird oder ob die Allianz damit noch wartet.
Börsendaten 12.07.2024 um 09:10 Uhr
ICE-Gasoil AUG 769.25$
ICE-Brent SEP.: 84.80$
NY-Rohöl WTI AUG: 82.03$
US-Dollar/CHF: 0.8950
Rheinfracht nach Basel: 20.00