Preise jonglieren wegen bullishen und bearishen Faktoren

Dank des gestrigen Preisrutsches zeigen sich bei den Preisen heute im Vergleich zum Mittwochvormittag deutlichere Abschläge. Sodass sich ein gutes Einkaufsfenster geöffnet hat. Die Investoren an ICE und NYMEX erwarten neben dem OPEC+-Treffen am Wochenende vor allem die Veröffentlichung der US-Bestandsdaten des DOE am späten Nachmittag.

Aufgrund des Memorial Day am Montag veröffentlicht das DOE seine Daten einen Tag später als üblich, unmittelbar nach den API-Daten, die gestern Abend bekannt gegeben wurden. Diese meldeten einen erheblichen Rückgang der Rohölbestände, der – sollte er vom DOE bestätigt werden – der grösste seit Januar wäre. Auch bei den Benzinbeständen verzeichnete das API einen moderaten Rückgang, was die Hoffnung weckt, dass die Benzinnachfrage zum Beginn der Sommersaison weiter gestiegen ist, nachdem sie sich in den letzten Wochen eher schleppend entwickelt hatte. Die ANZ ist überzeugt: „Jedes Zeichen einer starken Nachfrage im wöchentlichen Bestandsbericht des DOE dürfte die Rohölpreise unterstützen.“

Der Ölpreis hat in diesem Jahr aufgrund geopolitischer Konflikte und Förderkürzungen durch die OPEC+ zugelegt. Die Gruppe wird bei ihrer Online-Sitzung am Sonntag wahrscheinlich Faktoren wie den Preisrückgang im letzten Monat, die schwächeren Nachfrageaussichten in China und die gute Versorgungslage in Nord- und Südamerika berücksichtigen. Es wird erwartet, dass sie ihre Produktionskürzungen bis in die zweite Jahreshälfte verlängern wird.

„Es herrscht eine gewisse Vorsicht auf dem Markt, da der Fokus auf dem nachlassenden Verbrauch kurz vor der nachfragestarken Sommersaison liegt“, so Will Sungchil Yun, Rohstoffanalyst bei SI Securities Corp. „Aber eine Überraschung seitens der OPEC+ kann nicht völlig ausgeschlossen werden und das könnte die Preise sofort nach oben treiben.“ Yun deutet damit auf die Möglichkeit hin, dass die OPEC+ ihre bestehenden freiwilligen Förderkürzungen von 2,2 Mio. B/T sogar noch vertiefen könnte.

Angesichts der anhaltenden Zinssorgen in den USA ist diese Option zumindest nicht komplett ausgeschlossen, da die Ölmärkte zuletzt wegen der Erwartung einer längeren Hochzinsphase in den USA immer wieder unter Druck standen. Seit Wochen spekulieren die Devisen- und Finanzmärkte darüber, wann die Fed sich zu einer ersten Zinssenkung entschließen könnte.

Insgesamt ist der Ölmarkt aktuell von erhöhter Unsicherheit geprägt, solange nicht endgültig geklärt ist, wie die OPEC+ sich entscheidet und wann die Fed ihre Zinsen erstmals senkt. Fundamentale Faktoren sind derzeit in einem fragilen Gleichgewicht zwischen bullishen und bearishen Einflüssen, sodass der Markt volatil bleibt.

Börsendaten 30.05.2024 um 08:59

ICE-Gasoil JUN: 746.00$

ICE-Brent JUL: 83.32$

NY-Rohöl WTI JUL: 78.99$

US-Dollar/CHF: 0.9112

Rheinfracht nach Basel: 17.75