Die Ölpreise haben zu Wochenbeginn zugelegt, nachdem die OPEC+ ihre Entscheidung zur geplanten Produktionsanhebung nochmals um einen Monat verschoben hat. Parallel dazu haben sich die Spannungen im Nahen Osten zwischen Iran und Israel verstärkt, was zusätzliche Unsicherheit in die Märkte bringt. In dieser Woche richten sich die Blicke der Marktteilnehmer auf mehrere Schlüsselereignisse, darunter die US-Präsidentschaftswahlen, die kommende Sitzung der US-Notenbank Fed und das Treffen des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses in China.
Die OPEC+ kündigte am Sonntag an, dass die geplante Erhöhung der Ölproduktion um 180.000 Barrel pro Tag (B/T) nicht wie vorgesehen Anfang Dezember, sondern erst im Januar stattfinden soll. Analysten von ING bewerten diese Entscheidung als Zeichen, dass die OPEC+ möglicherweise entschlossener ist, die Preise zu stützen, als bisher angenommen. Laut den Analysten ändert die Verschiebung zwar nichts an den grundlegenden Marktbedingungen, könnte aber die Sichtweise der Marktteilnehmer auf die Strategie der OPEC+ beeinflussen. Jedoch ist fraglich, wie wirksam diese Massnahme in Hinblick auf die mittelfristigen Marktaussichten sein wird. Die Entscheidung kam für viele Marktbeobachter nicht überraschend. Da für das kommende Jahr weiterhin ein deutlicher Angebotsüberschuss erwartet wird, könnte die Verschiebung der Kürzungsrücknahme nur eine kurzfristige Stützung bieten, bevor sich das Überangebot wieder bemerkbar macht.
UBS-Ölmarktanalyst Giovanni Staunovo sieht in dem Schritt der OPEC+ lediglich eine „moderat bullishe“ Wirkung. Seiner Meinung nach wird sich der Markt in erster Linie auf die politischen Entwicklungen und die Reaktion Irans auf die israelischen Angriffe konzentrieren, ebenso wie auf den Ausgang der US-Wahlen. Jorge Leon von Rystad Energy stimmt zu und hält es angesichts der geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen für sinnvoll, dass die OPEC+ ihre Produktionsanhebung vorsichtig verzögert.
Über das Wochenende hat der Iran seine Drohungen gegenüber Israel intensiviert und Vergeltung für jüngste Angriffe angekündigt. Während einige US-Medien einen möglichen Angriff noch vor den Wahlen am 5. November für wahrscheinlich halten, vermuten andere, dass Iran erst danach reagieren könnte. Helima Croft von RBC Capital Markets betont, dass ein fortwährender Zyklus von Vergeltungsschlägen zwischen beiden Ländern das Risiko von Angriffen auf Ölanlagen erhöht.
In den USA steht am Dienstag die Präsidentschaftswahl an. Der Wahlkampf zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem ehemaligen republikanischen Präsidenten Donald Trump gestaltet sich als knapp. Laut aktuellen Prognosen liegt Trump leicht vorne, was für die Ölmärkte erhebliche Konsequenzen hätte. Eine Rückkehr Trumps ins Weisse Haus könnte durch verschärfte Sanktionen gegenüber Ländern wie Iran und Venezuela sowie durch eine protektionistische Wirtschaftspolitik weitere Auswirkungen auf die Ölpreise haben.
Parallel zur Wahl steht am Donnerstagabend eine Zinsentscheidung der US-Notenbank an. Marktteilnehmer erwarten, dass die Fed ihren Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte senken könnte, insbesondere falls Unsicherheiten nach der Wahl zunehmen.
Börsendaten 04.11.2024 um 08:30
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