Geopolitische Prämien und ihre kurzlebige Wirkung auf den Rohölmarkt

Trotz anhaltender Befürchtungen über mögliche Vergeltungsmassnahmen des Iran hat sich dieser Faktor etwas in den Hintergrund verschoben. Die zurückhaltende Reaktion Teherans wird allgemein, als Hinweis darauf interpretiert, dass eine grössere Eskalation vermieden werden soll. Infolgedessen richtet sich der Fokus des Handels wieder verstärkt auf die fundamentalen Marktbedingungen, die nach wie vor als wenig vielversprechend gelten. Aktuelle Konjunkturdaten aus den USA, China und der Eurozone deuten eher auf eine nachlassende Wirtschaftsaktivität hin als auf den erwarteten Anstieg der Ölnachfrage.

Die ANZ Bank weist darauf hin, dass der saisonale Strassenverkehr in China im dritten Jahr in Folge zurückgegangen ist, was auf eine enttäuschende Sommernachfrage hinweist. In Kombination mit den schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA deuten die Experten auf eine geringere Ölnachfrage hin.

Auch die Expertin Vandana Hari von Vanda Insights erwartet, dass die Nachfrage wieder im Vordergrund steht und der geopolitische Aufschlag vom Mittwoch teilweise wieder korrigiert wurde. „Die Nachfragebedenken rücken wieder in den Mittelpunkt. Jede kurzfristige geopolitische Risikoprämie bei Rohöl ist am darauffolgenden Tag stets anfällig für Korrekturen,“ so ihr Fazit.

Dennoch bleibt das Risiko einer iranischen Vergeltung bestehen, die jederzeit eine bullishe Marktreaktion auslösen könnte. Daher halten wir kurzfristig an einer leicht bullischen Markteinschätzung fest, obwohl die Nachfrageaussichten wenig ermutigend sind und keine Preissteigerungen rechtfertigen.


Börsendaten 02.08.2024 um 08:43 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 740.50$
ICE-Brent OKT: 80.08$
NY-Rohöl WTI SEP: 76.88$
US-Dollar/CHF: 0.8716

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