Geopolitische Entwicklungen und meteorologische Ereignisse im Fokus

Die Rohölpreise an ICE und NYMEX verzeichneten vergangene Woche den dritten wöchentlichen Rückgang in Folge, nachdem Brent und WTI es nicht geschafft hatten, die psychologisch wichtigen Schwellen von 80 bzw. 75 Dollar pro Barrel zu halten. Anfang der Woche hatten sie diese Marken überschritten, nachdem die Waffenstillstandsgespräche im Gazastreifen keine greifbaren Ergebnisse gebracht hatten.  

Gleichzeitig verhinderten Produktionsausfälle in Libyen einen stärkeren Preisrückgang, obwohl sie auch darauf hinwiesen, dass die OPEC+ im Oktober wie angekündigt ihre Produktion erhöhen könnte. Dies war von vielen Experten zuletzt immer stärker infrage gestellt worden, insbesondere angesichts der schwachen Nachfrageaussichten, vor allem in China. Am Freitag hiess es aus Kreisen der OPEC+, dass die Produktionssteigerung wohl kommen werde, nicht zuletzt weil man im September mit einer Zinssenkung der Fed und infolgedessen mit einer stärkeren US-Ölnachfrage rechne.

Da es nun erste Anzeichen gibt, dass die Ölproduktion in Libyen wieder hochgefahren wird, könnte eine Erhöhung der OPEC+-Produktion um 180.000 Barrel pro Tag, wie sie laut einigen Vertretern der Allianz angedeutet wurde, die Rohölpreise wieder deutlich unter Druck setzen. Dies gilt umso mehr, als die nachfragestarke Sommer-Fahrsaison in den USA mit dem Labor-Day-Wochenende (dieses Jahr vom 31. Aug. bis 2. Sept.) inoffiziell zu Ende geht.

Tony Sycamore, Analyst bei IG, geht jedoch davon aus, dass die angekündigte Produktionssteigerung der OPEC+ „preisabhängig“ ist, und zwar in dem Sinne, dass sie dann erfolgt, wenn der WTI-Preis näher bei 80 Dollar als bei 70 Dollar liegt. Am Freitag notierte der US-Rohölkontrakt zum Zeitpunkt des Settlements bei 73,55 Dollar, also weit entfernt von der 80-Dollar-Marke. Die OPEC+ hat jedoch noch einen Monat Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.

Dieser Monat könnte einerseits durch geopolitische Entwicklungen und andererseits durch meteorologische Ereignisse noch Überraschungen bereithalten, denn während die aktuelle Hurrikansaison im Atlantik noch lange nicht vorbei ist, steigen bei uns die Rheinfrachten und zeigen weiterhin signifikante Veränderungen.

 

Börsendaten 01.09.2024 um 08:46 Uhr
ICE-Gasoil SEP: 691.25$
ICE-Brent Nov: 76.38$
NY-Rohöl WTI OKT: 73.10$
US-Dollar/CHF: 0.8492

Rheinfracht nach Basel: 35.00