Geopolitik und Zinssenkungen als kurzfristige Stützen

Am 10. und 11. September verzeichneten die Ölpreise an den Börsen ICE und NYMEX neue Langzeittiefs, was nach einer starken Abwärtsspirale einen vorläufigen Boden bildete. Der Preis für WTI erreichte den niedrigsten Stand seit Mai 2023, während Brent und Gasoil auf das Preisniveau von Dezember 2021 zurückfielen.

Seither haben sich die Preise erholt und einen kurzfristigen Aufwärtstrend etabliert. Insgesamt wird jedoch erwartet, dass die Futures das laufende Quartal mit einem deutlichen Verlust abschliessen. Zum Vergleich: Brent notierte Anfang Juli auf einem Höchststand von 87,45 US-Dollar und liegt derzeit bei nur 74,70 US-Dollar.

Aktuell stützen vor allem geopolitische Spannungen im Nahen Osten sowie die Zinssenkung in den USA die Preise, da man sich hiervon positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Ölnachfrage erhofft. Dennoch bleiben die Faktoren, die im September zu den mehrjährigen Preistiefs geführt hatten, weiterhin bestehen, auch wenn sie momentan weniger Beachtung finden.

Die meisten Experten sind sich einig, dass die Versorgungslage nach wie vor angespannt ist und voraussichtlich auch im letzten Quartal des Jahres so bleiben wird. Für das erste Halbjahr 2025 wird jedoch mit einem Überangebot gerechnet. Die OPEC+ plant zudem, ihre Produktionskürzungen zurückzufahren, was die Versorgungssituation weiter entspannen könnte. Händler müssen daher die kurzfristigen preistreibenden Einflüsse gegen die mittel- bis langfristigen preisdämpfenden Faktoren eines erwarteten Angebotsüberschusses abwägen.

Auch bei Qisheng Futures teilt man diese Einschätzung: „Es bleibt abzuwarten, ob die Zinssenkung der US-Notenbank die makroökonomischen Abwärtsrisiken für den Ölmarkt abfedern kann. Die Fundamentaldaten bleiben bearish, und der Markt sollte die weiterhin bestehenden Abwärtsrisiken im Blick behalten.“

Fundamental gehen wir heute Morgen von einer leicht negativen Marktentwicklung aus, da die Wirkung der US-Zinssenkung allmählich eingepreist sein dürfte. Sollte es im Nahen Osten zu keinen weiteren Eskalationen kommen, wird auch dieser preistreibende Einfluss nachlassen. Gleichzeitig rückt das erwartete Überangebot zum Jahreswechsel unaufhaltsam näher und gewinnt zunehmend an Bedeutung.

 

Börsendaten 13.09.2024 um 08:47 Uhr
ICE-Gasoil OKT: 665.75$
ICE-Brent NOV: 74.81$
NY-Rohöl WTI OKT: 71.99$
US-Dollar/CHF: 0.8459
Rheinfracht nach Basel: 29.00